Renate Schuch schneidet zum Beispiel Bananen für den Obstsalat, Liesel Seidel faltet die frisch gewaschenen Trockentücher und die Trauben schneidet Maria Knöppke. Dieses gemeinsame Tun erhält die Selbstständigkeit und gibt den Menschen ein gutes Gefühl, da sie einer sinnvollen Tätigkeit nachgehen, die sie von früher her kennen. Als feste Beziehungspflegeperson stehen den 100 Bewohnern mit unterschiedlichen Pflegegraden Pflegekräfte und Alltagsbegleiter zur Seite, die das Leben in der Hausgemeinschaft organisieren und durch feste Tagesstrukturen Sicherheit, Geborgenheit und Orientierung vermitteln. Qualifizierte Pflege findet dezent im Hintergrund statt.
Der wöchentliche Speiseplan wird von den jeweils zehn Bewohnern einer Hausgemeinschaft zusammen erstellt, damit das Lieblingsessen jedes Einzelnen nicht zu kurz kommt. "Während am Vormittag in der einen Hausgemeinschaft Schnitzel gebraten werden," so Magdalene Witt, Leitung der Betreuung, "brutzeln in der anderen Hausgemeinschaft die Bratkartoffeln und in der nächsten gibt es Sauerkrauteintopf; dementsprechend ziehen die Düfte durchs Haus." Genauso ist es gewollt, denn gerade auch demente Bewohner sprechen auf Sinnesreize an, diese wecken Erinnerungen und tragen zum Wohlbefinden bei.
"Sehr schön ist es, dass wir viele Kirchhellener und Grafenwälder als Bewohner im Haus haben; viele kennen sich von früher und erzählen sich Geschichten aus dem Dorf, gerne auf platt-deutsch", schmunzelt Irena Glomb, die Pflegedienstleiterin. Sie ist übrigens mit weiteren ca. 30 Mitarbeitern von Beginn an dabei. Auch fünf Senioren der ersten Stunde feiern das 10-jährige Jubiläum mit. Für die Bewohner wird am 10. April das Theater Demenzionen ein Gastspiel im Haus St. Johannes geben und das Stück "Zu Hause ist’s am schönsten" aufführen. Das Besondere dabei ist, dass die Zuschauer zum Mitmachen eingeladen werden. Ein herzlicher Dank an die Sparkasse Bottrop, die diese Aufführung durch eine Spende ermöglicht hat.
Das Haus St. Johannes hat sich nach zehn Jahren fest in Kirchhellen etabliert. Es gibt Kooperationen mit dem Sozialwerk St. Johannes, mit Schulen, dem Familienzentrum, der Bücherei, dem Jugendkloster - alles mit dem Ziel, die Angebote des Sozialraumes zu nutzen. Dazu gehören selbstverständlich sowohl der Bummel über den Wochenmarkt als auch der Besuch der Seniorennachmittage im Pfarrheim. "60 Kirchhellener engagieren sich ehrenamtlich, das ist ein unglaublicher Schatz, eine große Bereicherung für unsere Bewohner", freut sich Witt. "Ein Ehrenamtlicher war mit manchen der Bewohnern früher zusammen in einer Schulklasse; da gibt es natürlich viele Weißt-du-noch-Gespräche."