Der Caritasverband Bottrop setzt das Programm in Kooperation mit der Janusz-Korczak-Gesamtschule und dem Berufskolleg der Stadt Bottrop um. Sozialarbeiterin Lisa Köhler vom Caritasverband blickt positiv auf die zwei Jahre zurück: "Trotz der Einschränkungen durch Corona haben wir vielfältige Gruppenangebote in den Bereichen Persönlichkeitsstärkung, Stärkung des Demokratieverständnisses, interkulturelle und interreligiöse Kompetenzvermittlung und Vermittlung von Medienkompetenz an den Schulen umgesetzt. Die Schülerschaft hat die Angebote sehr gut angenommen."
Die zuletzt durchgeführte Präsenzveranstaltung war ein zweitägiger Workshop zum Thema Deeskalation. Dieser wurde von dem Antigewalt- und Deeskalationstrainer Senol Arslan geleitet. Durch praktische Übungen mit anschließender Reflektion wurde der Gruppe verdeutlicht, dass Mobbing jeden treffen und zu ernsthaften psychischen Schäden führen kann. Zudem wurde erkennbar, dass Mobbingtäter und -täterinnen häufig selbst mal Opfer waren und sich durch die Umkehrung vermeintlich zu schützen versuchen. In den zwei Tagen stand die Persönlichkeitsstärkung der Teilnehmenden im Fokus, da diese primär-präventiv für beide Seiten wirkt. Die Schüler Jan und Romina waren sich einig: "Die Informationen wurden sehr gut vermittelt. Geholfen haben vor allem die praktischen Übungen, die zeigten, wie schnell man in das Mobbing-Schema rutschen kann. Den Sinn mancher Spiele hat man auch erst hinterher beim gemeinsamen Reflektieren verstanden, als man das Geschehen nochmal überdacht hat."
Zusammen mit dem Islamwissenschaftler Prof. Dr. Mouhanad Khorchide wurde ein Onlineseminar zum Thema "Homosexualität im Islam" durchgeführt. Dieser Gesprächsbedarf ergab sich durch eine Diskussion zwischen Schülern und einer Lehrkraft. Nach einem kurzen wissenschaftlichen Input von Prof. Dr. Khorchide, führte er eine rege Debatte mit der Klasse. Oft wurden konkrete Situationen beschrieben und gefragt, ob dies im Islam "haram", also verboten, oder "helal", also erlaubt sei. Prof. Dr. Khorchide gab den jungen Menschen ein Werkzeug an die Hand mit der Aussage: "Stellt euch die Frage ´Macht es den Menschen glücklich oder nicht?!´ Macht es den Menschen glücklich und schadet er damit keinem anderen Lebewesen, so ist es in der Regel "helal". Im anschließenden Reflexionsgespräch sagten die Jugendlichen, sie seien stolz, dass sich der Uniprofessor extra Zeit für sie genommen habe. Es sei zu spüren gewesen, dass bei einigen ein Perspektivwechsel angeregt wurde.
Das Programm ist auf die Belange der Schülerschaft ausgerichtet; Weiterbildungen für Lehrkräfte sind nicht vorgesehen. So entstand aktuell die Idee einer "Respekt Coaches Büchersammlung". Hier hat das gesamte Kollegium der Schule die Möglichkeit, sich Fachliteratur oder auch Unterrichtsmaterial zu Themen wie "politische Bildung", "interkulturelle und interreligiöse Kompetenzen", "Extremismus-Prävention", "Persönlichkeitsstärkung" und "Medienkompetenz" auszuleihen.
"Wir sehen es als wichtige Ergänzung an, auch den Lehrkräften Angebote zu diesen Themen zu machen. Nur so kann sich das System Schule nachhaltig weiterentwickeln und der Weg zu einem diskriminierungsfreien, geschützten Raum geebnet werden", sagt Lisa Köhler.
Weitere Informationen:
Das Programm Respekt Coaches wird vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend gefördert und ist zunächst bis Ende 2021 befristet.
Das Projekt wurde an bestehende Jugendmigrationsdienste (JMD) angegliedert, Träger ist der Caritasverband Bottrop. Der JMD berät junge zugewanderte Menschen zu einer Vielzahl von Themen u.a. zu sozialrechtlichen Fragen, zur Sicherung des Aufenthalts und bietet sozialpädagogische Beratung und Begleitung an, insbesondere beim Übergang Schule und Beruf. Die kooperierenden Schulen sind die Janusz-Korczak-Gesamtschule und das Berufskolleg der Stadt Bottrop.
In NRW gibt es dieses präventive Angebot an 27 Standorten.