In einer Jugendhilfeeinrichtung, in der 58 Kinder und Jugendliche leben, ist der Umgang mit den Medien und die Teilhabe am Internet ein großes Thema. Es geht darum die Balance zwischen den Bedürfnissen der Kinder und dem pädagogischen Auftrag zu erfüllen. "Deshalb wurden im Vorfeld in enger Zusammenarbeit mit den Kindern und Pädagogen in den Gruppen sogenannte "black-lists" und "white-lists" angelegt. Das heißt, Seiten mit rassistischen, gewaltverherrlichenden und pornographischen Inhalten wurden gesperrt, Seiten, die inhaltlich unbedenklich und für Freizeit und Schule genutzt werden, frei geschaltet," erklärt Thomas Evers, der Leiter des Kinderdorfes die Vorgehensweise. "Das Wichtigste in der Entwicklung des Konzeptes war der intensive Dialog zwischen Kindern und Erziehern. Beide Seiten haben auf Augenhöhe kommuniziert und viel voneinander gelernt", ergänzt Devrim Huys, Mitarbeiter im Haus Horizont. Parallel dazu waren technische und möglichst kostengünstige Umsetzungen auf dem Gelände zu leisten. Diese Aufgaben wurden in Kooperation mit der IT-Abteilung des Caritasverbandes und dem Team der Uni Oslo unter Federführung von Prof. Josef Noll realisiert. Zukünftig wird es zusätzlich ein Intranet, also ein internes Kinderdorfnetz geben. Dies wird die Arbeit und die Kommunikation für das Kinderdorfparlament erleichtern. Die Kinder platzieren hier ihre Fragen, Anregungen, Beschwerden und Wünsche u.a. bezüglich der Freischaltung neuer Seiten. Die Arbeitsgruppe Medien entscheidet darüber.
Der gebürtige Bottroper Prof. Dr. Josef Noll ist am Institut für Technologiesysteme der Universität in Oslo tätig und seit Jahren freundschaftlich mit dem Caritas-Kinderdorf verbunden. Die Themen mobile, kabellose Kommunikation und Informationssicherheit sind seine Spezialgebiete, somit passte das perfekt. Er ist Generalsekretär der Stiftung "Basic Internet Foundation". Diese hat das Ziel, allen Menschen weltweit freie Zugänge zum Internet und damit zu Informationen zu gewähren. Das wird im Slogan der Stiftung deutlich: "Internet light for all - free access to information".
Prof. Noll möchte die Erfahrungen, die sein Team und er im Kinderdorf in Bottrop gesammelt haben, auf weitere Caritas-Projekte übertragen. Aber er denkt auch global und ist aktuell z.B. in Tansania und Ghana unterwegs. Seiner Überzeugung nach, dürfen keine Personengruppen, Länder und Regionen, von der Digitalisierung ausgeschlossen werden, denn das führe zu wirtschaftlichen Nachteilen und das wiederum löse soziale Probleme aus und könne weitere Flüchtlingsströme nach sich ziehen. Er erklärt, dass er sich nachdrücklich für die Agenda 2030 und damit für die Nachhaltigkeitsziele der UNO einsetze.