Düsseldorf - Die Caritas in NRW fordert eine Kehrtwende in der Arbeitsmarktpolitik. "Statt massiver Kürzungen bei den Mitteln für arbeitsmarktpolitische Hilfen im Bundeshaushalt, ist jetzt eine nachhaltige und gerechte Arbeitsmarktpolitik essenziell für den sozialen Zusammenhalt", sagt Direktor Ralf Nolte für die Caritas in NRW. Die Koalitionsverhandlungen von CDU/CSU und SPD müssten hierfür den Rahmen schaffen.
"Arbeitsmarktpolitik muss Menschen Perspektiven bieten, nicht nur verwalten. Wer benachteiligte Gruppen stärken will, muss in ihre Integration investieren", betont Nolte, der Diözesan-Caritasdirektor in Paderborn ist. "Ohne ausreichende Mittel für Qualifizierungsmaßnahmen, Coaching und geförderte Beschäftigung werden Langzeitarbeitslose und benachteiligte Gruppen weiter abgehängt."
Eine aktuelle Studie der Bertelsmann-Stiftung zeigt: Während die Verwaltungskosten der Jobcenter in den vergangenen Jahren massiv gestiegen sind, stagnieren die Mittel für die eigentliche Arbeitsmarktintegration. "Es darf nicht so weitergehen, dass immer mehr Geld in die Verwaltung der Jobcenter fließt, das eigentlich für die echte Arbeitsförderung vorgesehen war", kritisiert Nolte. "Wer Arbeitssuchende wirklich unterstützen will, muss in Qualifizierung, Coaching und öffentlich geförderte Beschäftigung investieren - anstatt durch Kürzungen den sozialen Zusammenhalt zu gefährden." Gerade langzeitarbeitslose Personen müssten oft mit vielen Problemen gleichzeitig ringen, weil sie bspw. keine abgeschlossene Berufsausbildung und zudem gesundheitliche Einschränkungen haben. Manchmal kämen hohe Schulden, eine Vorstrafe oder mangelnde Kenntnisse der deutschen Sprache und Kultur hinzu. "Gerade dann brauchen sie stärkere individuelle Unterstützung, zum Beispiel durch öffentlich geförderte Beschäftigung, sozialarbeiterische Begleitung und Qualifizierungsangebote. Für solche Fördermöglichkeiten fehlt den Jobcentern zu häufig das Geld", beklagt Nolte.
Laut Bertelsmann-Studie standen den Jobcentern 2024 insgesamt 10,7 Milliarden Euro zur Verfügung. Doch anstatt gezielt in Maßnahmen zur Wiedereingliederung in den Arbeitsmarkt zu investieren, wurden immer mehr Mittel für die Verwaltung verwendet. Seit zehn Jahren steigen die Verwaltungskosten kontinuierlich - mittlerweile um 39 Prozent auf 6,5 Milliarden Euro - während die Mittel für die Eingliederung stagnieren. Besonders wichtig ist die Stärkung der öffentlich geförderten Beschäftigung. Langzeitarbeitslose benötigen nicht nur kurzfristige Hilfen, sondern langfristige Perspektiven. "Arbeitsgelegenheiten dürfen keine Disziplinierungsinstrumente sein, sondern müssen echte Chancen auf Integration bieten", so Nolte weiter.
Ein weiteres Anliegen der Caritas ist die bessere Integration von Zugewanderten in den Arbeitsmarkt. Arbeitsverbote und Wohnsitzauflagen erschweren die Teilhabe und verhindern Integration. "Wir brauchen gleiche Chancen für alle - und das bedeutet, dass auch geflüchtete Menschen frühzeitig Zugang zu Arbeitsmarkt-Förderprogrammen erhalten", fordert Nolte.
Hinweis: Ein Positionspapier "Zukunftsorientierte Arbeitsmarktpolitik: Chancen schaffen - sozialen Zusammenhalt stärken" finden Sie hier.