„Das schaffe ich nie“, dachte Horst Mienert über den Job, den er so gut macht
Es gibt viele Gründe, warum Menschen lange ohne Arbeit sind.
Klar ist, dass eine Langzeitarbeitslosigkeit sich negativ auf das Selbstbewusstsein und die Gesundheit der Betroffenen auswirkt.
Das Caritas Zentrum zur Arbeitsorientierung (ZArbO) kann helfen.
In der "Stöberstube" können bis zu 30 Menschen in einem vom Jobcenter Bottrop geförderten Programm das Arbeitsleben im geschützten Raum kennenlernen. Sie lernen, ihre Stärken zu erkennen, auszubauen und neue Aufgaben auszuprobieren.
Manche Teilnehmenden müssen feste Strukturen (neu) kennenlernen und die Bedeutung von Zuverlässigkeit und verbindlichen Absprachen verinnerlichen.
Unter kompetenter und wertschätzender Anleitung werden Team- und Kommunikationsfähigkeit sowie das Selbstbewusstsein gestärkt. Ziel ist es, den Teilnehmenden dabei zu helfen, Probleme zu bewältigen und sie langfristig fit für den Arbeitsmarkt zu machen.
Die Arbeitsgebiete des Sozialkaufhauses "Stöberstube" sind so vielfältig, wie die Menschen, die hier tätig sind. Sie reichen vom Sortieren der Spenden, der Aufbereitung und Reparatur der Waren in unterschiedlichen Werkstätten über den Verkauf bis hin zur Logistik. Weiter gibt es eine Fahrradwerkstatt und eine Stelle zur Pflege und Gestaltung der Außenanlagen.
"Ich wurde an die Hand genommen und ins Berufsleben zurückgeführt, ohne Beschäftigung kommt der Kopf auf komische Gedanken."
Thomas Meier ist als alleinerziehender Vater mit gesundheitlichen Problemen in die Langzeitarbeitslosigkeit gerutscht. Sein Selbstbewusstsein litt erheblich. In der Stöberstube ist er als Fahrer rausgefahren, hat Wohnungseinrichtungen begutachtet und hat die Waren für das Kaufhaus abgeholt. Er wurde zu einem verlässlichen, engagierten und beliebten Mitarbeiter, der nach Abschluss der Maßnahme einen Job als Haustechniker bei der Caritas-Wohnungsverwaltung erhalten hat. Hier ist er jetzt erster Ansprechpartner für große und kleine Probleme der Bewohnerinnen und Bewohner der rund 400 Caritas-Senioren-Wohnungen.
"Es wäre mir unangenehm, wenn die Kunden der Stöberstube mich am "Sonnendeck" sehen, deshalb bin ich nicht mehr dort"
Doris Machoczek genießt den Austausch mit "ihren" Kunden. Sie verkauft mit großer Freude Spielzeug, Kleidung für Kinder und gute Laune. Zum "Sonnendeck", einem Bottroper-Treffpunkt, den Suchtkranke und Menschen ohne Arbeit oder ohne Wohnung häufig aufsuchen, geht sie nicht mehr.
"Unsere Tür ist immer offen"
Das ist selbstverständlich für Sabine Fieseler und Nicole Berger, die gemeinsam als Sozialarbeiterinnen die Mitarbeitenden des Projektes betreuen. Für beide ist es mehr als ein Job, das wird deutlich, wenn sie stolz über die Erfolge ihrer Teilnehmenden sprechen. Sie nehmen die Menschen so an wie sie sind und unterstützen sie dabei, das Beste aus sich herauszuholen oder an sich zu arbeiten.
Regelmäßig bieten sie den Teilnehmenden auch Freizeitaktivitäten an. So wird einmal im Monat zusammen gekocht, es werden Ausflüge unternommen und Kulturangebote gemacht, wie der Besuch im Gasometer.
"Zulassen, es auszuprobieren", das ist Frank Baldigowski vom Jobcenter Bottrop ganz wichtig.
Der Fallmanager steht voll hinter dem Projekt, an dessen Entstehung er 2005 maßgeblich beteiligt war. "Wir machen den Menschen das Angebot, auszuprobieren, ob das Projekt etwas für sie ist. Wenn nicht, ist das auch in Ordnung." Er verweist weiter darauf, dass der Weg in ein eigenständiges Leben ohne Abhängigkeit von einer Behörde oft lang ist. Aber es lohnt sich. Davon ist er fest überzeugt.
Vorstand Dr. Andreas Trynogga betont die Bedeutung des Projektes für viele Bottroper Bürgerinnen und Bürger mit geringem Einkommen, die gerne in der "Stöberstube" gut erhaltene Second-Hand-Ware zu erschwinglichen Preisen kaufen. Das Sortiment ist breit und bietet von Kleidung über Möbel und Hausrat bis hin zu Fahrrädern, Spielen und Kinderwagen alles an.