Ein Schlosser wird Ideenschmied
Dirk Leifeld ist 51 Jahre alt und war Fertigungsleiter in der Atomindustrie. Seit zwei Jahren bei der Caritas tätig und dort als kreativer Kopf und technischer Tüftler aktiv.Foto: Christian Heidrich
Leifeld ist immer auf der Suche nach neuen Ideen für Produkte, in deren Produktion auch die Menschen mit Behinderung in den Werkstätten eingebunden werden können. Die Fahrradreparatur-Station, die mittlerweile annähernd 100-mal produziert und verkauft wurde und die an Drahtseilen befestigte Werkzeuge für nahezu alle notwendigen Fahrradreparaturen bereithält, war seine Idee. Auch der kontaktlose Weihwasserspender, den er zu Beginn der Corona-Pandemie entwickelte und der nun in einigen Kirchen im Bistum Aachen steht.
Werkstatt muss rentabel sein
Noch vor zwei Jahren war Leifeld, der in Aachen geboren wurde und dort heute noch mit seiner Familie lebt, in der Atomindustrie beschäftigt. Zuletzt als Fertigungsleiter für neue Projekte in einem Unternehmen, das in der Urananreicherung fürs Kernforschungszentrum Jülich tätig ist. Nach dem Realschulabschluss und der Ausbildung als Rohrschlosser hatte Leifeld während seines Zivildienstes im Franziskuskloster in Aachen an der Abendschule das Fachabitur nachgeholt, um später an der Fachhochschule Aachen, Abteilung Jülich, Maschinenbau, Fachrichtung Kerntechnik, zu studieren. Als nach dem Reaktorunglück von Fukoshima der Uranmarkt zusammenbrach und sich das Unternehmen verkleinern musste, ging Leifeld auf Jobsuche. Schließlich hatte er die Wahl zwischen einem neuen Job in der Wirtschaft, bei dem er allerdings jeden Tag nach Essen hätte fahren müssen, oder der Tätigkeit als Betriebsleiter bei der CBW. Leifeld entschied sich für das Caritas-Unternehmen. "In der Wirtschaft geht es darum, jährlich eine Steigerung der Ergebnisse hinzubekommen. Hier bei der CBW zählt vor allem die menschliche Sicht", sagt Leifeld. Was aber nicht heißt, dass die Produkte aus den Behindertenwerkstätten nicht wirtschaftlich rentabel sein müssen. Was sich nicht verkauft, gibt auch letztlich den Beschäftigten keine Arbeit. "Ich suche nun Aufgaben, die attraktiv und wirtschaftlich produktiv sind und obendrein noch für unsere Beschäftigten passend sind", sagt Leifeld. Auch wenn er bei der CBW nicht das Gehalt verdient, das er zuletzt als Fertigungsleiter in der Atomindustrie erhielt, zum Caritas-Unternehmen gewechselt zu sein, hat er nicht bereut: "Hier arbeite ich letztendlich für die Menschen. Und das gefällt mir. Ich suche Arbeit für Menschen und nicht umgekehrt."
Neue Ideen hat er schon. Die CBW bietet Unternehmen an, auf deren Firmengelände mit Menschen mit Behinderung Honig als Give-away für Kunden zu produzieren. Zudem überlegt Leifeld, mit den Beschäftigten eine Kaffeerösterei aufzumachen.