50 Jahre Psychiatrie-Enquête
Mit einem feierlichen Festakt würdigt die Stadt das Netzwerk der psychosozialen Versorgung in Bottrop.
Vor 50 Jahren stellte die Psychiatrie-Enquete die Weichen für einen grundlegenden Wandel im Umgang mit psychischen Erkrankungen. Sie war ein Weckruf für mehr Menschlichkeit, eine bessere Versorgung und die Achtung der Würde jedes Einzelnen. Dieses historische Ereignis nahm die Stadt Bottrop nun zum Anlass, um im Rahmen eines Festakts das vielfältige Netzwerk der Akteure in der Versorgung psychisch erkrankter Menschen zu würdigen.
Bürgermeisterin Monika Budke hob in ihrer Ansprache die enge Zusammenarbeit zwischen dem Gesundheitsamt, dem St. Antonius-Krankenhaus, der Caritas, der Diakonie und weiteren Partnern hervor: "Wir können uns glücklich schätzen, dass wir in Bottrop ein solches Netzwerk haben, das Hand in Hand für die Menschen arbeitet."
Teilhabe statt Ausgrenzung
Auch Stadtkämmerer Jochen Brunnhofer betonte den grundlegenden Wandel, den die Enquete angestoßen hat:
"Es geht um Teilhabe statt Ausgrenzung. Der Mensch steht im Mittelpunkt - nicht seine Diagnose."
36 Jahre Caritas-Hilfe für psychisch erkrankte Menschen
Fachbereichsleiterin Silke Fischer nahm die Gäste mit auf eine Zeitreise durch die Entwicklung der Angebote des Caritasverbandes Bottrop. Sie zeigte eindrucksvoll, wie sich die Hilfen im Laufe der Jahre immer wieder an die wandelnden Bedürfnisse der Betroffenen angepasst haben.
Heute bietet die Caritas ein breites Spektrum an Unterstützung - vom Ambulant Betreuten Wohnen über Soziotherapie bis hin zu Angeboten in der Tagesstätte.
Im Ambulant Betreuten Wohnen erhalten Menschen mit psychischen Erkrankungen oder Suchterkrankungen praktische Hilfe im Alltag: Bei der Integration in soziale Teilhabe und Freizeitgestaltung, beim Treffen von Entscheidungen, Unterstützung bei Kontakt mit Ärzten und Behörden, beim Führen des Haushalts, und vielem mehr.
Die Soziotherapie unterstützt Betroffene in akuten Krisen, stärkt die Krankheitswahrnehmung und trainiert Selbsthilfekompetenzen - oft können so Klinikaufenthalte vermieden werden.
In der Tagesstätte soll Menschen geholfen werden, besser mit ihrer Erkrankung zu leben. Hier helfen feste Tagesstrukturen, Gruppenangebote und ein liebevolles, professionelles Team dabei, Ängste abzubauen und den Alltag wieder selbstbestimmt zu gestalten. So können Betroffene Lebensfreude zurückgewinnen, sich in geschütztem Raum erproben und "normalen Alltag" leben.
Die Kontaktstelle "die Stube" ermöglicht Betroffenen erste Schritte aus der Isolation und einen niederschwelligen ersten Kontakt zum Hilfesystem.
Lebensgeschichten, die Mut machen
Besonders bewegend waren Videobeiträge von Menschen, die nach vielen Jahren des Leidens unter anderen in den Angeboten der Caritas Halt gefunden haben - und heute ein weitestgehend glückliches, erfülltes Leben führen können.
Die Veranstaltung machte deutlich:
Was vor 50 Jahren als Reform begann, ist heute gelebte Realität in Bottrop - getragen von einem starken Netzwerk, das Menschen in seelischer Not begleitet, stärkt und ihnen Wege zu Teilhabe und Würde eröffnet.